Rasch tritt der Tod Den Menschen an.Meine Geschichten werden anfänglich kindlichen, gewöhnlichen, weltlichen Charakter haben, dann aber nach und nach einige mehr, die anderen weniger, etliche aber auch ganz mit einem geistlichen Hauch durchweht sind. Mein Wunsch, den ich äußeren möchte ist es, daß meine Kinder und auch Enkelkinder, wenn sie sich für das Leben ihrer Eltern bzw. Großeltern interessieren werden, eine volle Vorstellung hätten, wie man leben kann, wie man leben soll, wie man leben muß, um selber ein schönes wohl die Frage: War denn alles beim Verfasser gut? Die Antwort lautet: O, nein, sehr lange nicht! Denn Untugenden, Ungehorsam, Gräueltaten, Schandtaten, die ich heute wünsche nie getan zu haben, waren zur Genüge. Und wenn ich heute das Leben zurückdenke, dann stehen sie noch auf demselben Platz, wo sie geschehen waren, mir klar vor den Augen. Zwei Sprichwörter gebe ich zur Erklärung: Kein guter Mensch, der nicht etwas Schlechtes an sich hat, aber auch kein schlechter Mensch, der nicht etwas Gutes an sich hat. Das zweite: Kein Baum ohne Schatten. Die Verantwortung für jegliches Werk trägt ein Jeder selbst.
Es ist ihm keine Frist gegeben.
Er nimmt ihn mitten auf der Bahn,
Er reißt ihn fort aus diesem Leben.
Bereitet oder nicht will gehen,
Er muß vor seinem Richter stehen.
Johann Walde, acht Monate alt, auf dem Arm seines Vaters, vor dem Sarg seiner Mutter |
Der Lenz ist angekommen,Waren erst die Schneeglöckchen verblüht, und die Maiglöckchen fingen sich an zu zeigen, dann fing auch die Arbeit, die Aussaat, auf dem Felde an. Vor beginn der Arbeit ritt Papa gewöhnlich noch auf das Feld und schaute, ob das Land nach der Schneeschmälzung genug trocken sei zum Ackern.
Habt ihr es nicht vernommen?
Es sagen uns die Blümelein,
Es sagen uns die Vögelein.
Der Lenz ist angekommen.
Reif sind die Ähren,Aber jetzt gab es für mich noch Hausarbeit. Papa sollte die große Wassertonne aus dem Keller holen. Ich sollte in der Laugwasser machen. Das hatte ich schon oft getan. Also ist morgen Waschtag. Dann gibt es wieder genug zu laufen. Jetzt mußte ich die Tonne voll gießen. Ich suchte zwei Stöcke, legte sie oben auf die Tonne, stellte den Spreukorb drauf, legte etwas Stroh in den Korb und machte ein Nest mit dieser Asche und fing an, langsam die Asche naß zu machen bis es begann zu tropfen. Dann goß ich schon etwas mehr Wasser hinein. So mußte von Zeit zu Zeit Wasser draufgegossen werden bis die Tonne voll war. Da hatte ich den ganzen Tag Arbeit.
Weiß sind die Felder.
Schnitter,
Nun leget die Sichel an.
Steht auf nun, ihr Leute! Der Hahn hat gekräht.In der Erntezeit war das Bauernleben besonders schwer. Die Nächte waren sehr kurz. Die Ruhepausen am Nachmittag fielen ganz ab. Alle Kräfte wurden drangelegt, die schönen Tage auszunützen, um das Getreide unter Dach zu bringen. Zum Essen war kaum Zeit. Mit kleinen Kindern in der Familie wird es manchmal doch wirklich traurig ausgesehen haben, wenn wir, Kinder, zu Hause allein gewirtschaftet haben. Gewöhnlich wurde beim Frühstück alles bestellt, was ich zu Hause machen sollte, während die Eltern auf dem Feld mähten. Es war manchmal so viel, daß doch etwas vergessen wurde. Am Frühstückstisch sagte Mama: Wenn die Kinder alle aufgestanden sind und gegessen haben, dann trägst alle nasse Kinderbettsachen auf die Hecke zu trocknen . Wenn die Uhr neun schlägt, dann packst den Kleinsten, Abram, schön in den Kinderwagen ein. Machst die Türe aber alle richtig zu, damit die Hühner nicht reinkommen und auf den Tisch noch fliegen. Dann könnt ihr alle aufs Feld kommen, wo wir mähen, damit ich Abram füttern kann. So eine Fahrt war für uns alle eine große Freude. Mama fütterte, ich konnte in der Zeit einen Kreis mit der Mähmaschine fahren. Vor dem Zurückfahren bestellte Mama noch, was ich alles zu Mittag zubereiten sollte. Ich sollte Stroh in die Küche tragen, Wasser bereitstellen, den Schinken aus dem Keller holen usw. Wenn die Eltern vom Feld kamen, fütterte Papa erst die Pferde, dann zog er die Maschinensense aus der Mähmaschine. Die Sensen mit ihren vielen Messerklingen mußten auf dem Schleifstein geschärft werden. Dabei mußte ich immer den Schleifstein drehen. Es waren gewöhnlich zwei Sensen. Beim Mähen wurden die Sensen stumpf, dann mußte inzwischen eine scharfe Sense eingestellt werden. Nach dem Schärfen mußte ich Schmier in das Schmiertöpfchen gießen. Beim Mähen wurde die Mähmaschine inzwischen geschmiert. Jetzt wurden wir gerufen zu Mittag essen. Mittagessen - das war doch immer was Schönes . Dazu ließen wir uns nicht lange rufen. Da ging es uns so wie in einem Gedicht gesagt ist: Und wenn's zum Mittagessen ging, da war er ganz besonders flink. Das Essen hat uns zu jener Zeit immer gut geschmeckt. Da durfte auch im geringsten nicht gesagt werden: Das schmeckt mir nicht. Da war eine feste Regel und Ordnung: Alles was gekocht ist, essen wir. Was anderes gibt's nicht. Zwischen den Mahlzeiten gibt es auch nichts. Nach dem Mittagessen wurde wieder eingespannt. Die Eltern fuhren wieder mähen. Ich hatte auch eine Reihe von Arbeiten zu erledigen: die Kälber tränken, für die Schweine einen Korb voll Unkraut im Garten rupfen, den Klucken Wasser geben, die Kälber wieder austreiben, die Hühner aus dem Garten treiben, damit sie nicht alles anpicken, Stroh für den Abend in die Küche tragen, den Mittagstisch abräumen, mit den Kindern spielen.
Schon singen die Vögel, die Morgenluft weht.
Die Kleider vom Nagel! Den Hut von der Wand!
Greift hurtig den Rechen! Die Sichel zur Hand!
Ihr Mägde - in die Gärten! Ihr Knechte - aufs Feld!
Und hurtig den Garten, den Acker bestellt!
zeigte sich schon bemerkbar.Die Gelbrüben, sowie die Zuckerrüben wurden mit Kraut zusammen in die Scheune gebracht und am Abend beim Lampenlicht rein gemacht. Das Kraut wurde so schnell wie möglich den Kühen aufgefuttert, denn in eins - zwei Tagen ging das Kraut kaputt, es wurde schwarz. O, es gab manchmal große Rübenhaufen! Sehr viel Arbeit!
Gelb sind schon die Wälder,
Leer die Stoppelfelder,
Kühler weht der Wind.
Dürre Blätter fallen,
Graue Nebel wallen,
Und der Herbst beginnt.
Die schönste Zeit im ganzen Jahr;Auch der alte Onkel Abram Unruh zeigte, daß er freudig, lustig und vergnügt war. Das war ein klarer Beweis, daß er wieder in die Schule kam. Seine Manier kannten wir schon. Er wandte sich mit seinen freundlichen, lustigen Augen immer zuerst an die Schüler und nur dann an den Lehrer. So auch diesmal: Na, Schüler, fing er dann an und schaute mit seinen funkelnden graubraunen Augen von einem Schüler zum anderen, als wolle er was herauslocken, dann sagte er weiter: Wollen wir... und dann schwieg er wieder und lachte nur. Wir Schüler konnten es nicht abwarten, was er weiter sagen wollte. Alle schrien: Ja, ja... Dann sagte er das letzte: ...mal eine Lustreise machen. O, dann wollte der Beifall nicht aufhören. -Dann horcht mal weiter. Ich habe einen langen Leiterwagen fertig gemacht, ihn schon mit grünen Zweigen ausgeschmückt, die Unterlage schön mit Stroh bedeckt. Wir spannen drei Pferde ein und fahren 15 Kilometer in einen schönen grünen Wald spazieren. Dort könnt ihr Blumen pflücken, Pilze suchen, Maikäfer fangen, auch Schmetterlinge und Bienen, wenn ihr wollt. Jetzt geht rasch nach Hause und sagt Mama, sie soll euch zu essen geben. Wenn wir dann alle fertig sind, dann fahren wir. Ein und der andere hatte noch was zu fragen. Wir waren ja alle sehr froh. Aber als Onkel Unruh noch sagte: Sagt nur zu eurer Mama, sie soll euch schnell etwas zu essen geben, dann fiel ich in Wehmut, und sagte in meiner Kinderart zu Onkel Unruh: Es ist noch lange nicht Mittag und inzwischen gibt Mama mir nichts zu essen. Dann sagte er: Sag nur zu Mama, wir wollen bald fahren, sie soll dir Milch und Brot geben, und gut. Jetzt war ich wieder heiterer und lief freudig nach Hause. Als ich ins Haus gelaufen kam, stand Mama gerade am Tisch und rollte Teig zu Nudeln zu Mittag. Ich, ganz außer Atem, setzte mich gleich an den Tisch und begann alles zu erzählen: Mama geben Sie mir schnell Milch und Brot zu essen, wir wollen gleich spazieren fahren, weit, in einen Wald. Onkel Unruh hat den Wagen schon ganz fertig. Er sagte, wir sollten nur noch schnell essen gehen, und ich sagte zu ihm: Es ist noch lange nicht Mittag, und inzwischen gibt Mama mir nichts zu essen. Dann sagte er: Sag nur zu Mama, wir wollen bald fahren, sie soll dir Milch und Brot geben, und gut. - Was!? So sagtest du? In der Schule? Zu Onkel Unruh? Das sagte Mama schon so laut, daß ich gleich anfing zu weinen. Ich merkte auch schon, daß dies noch nur der Not Anfang sei. Mir war schon alles verrutscht, die ganze Fahrt. Die Mama stand ja ganz nahe bei der Schüsselbank, wo all die "Kinderfreunde" lagen. Sie sagte: Ich werde dir zeigen, was du in der Schule zu sagen hast! Und dann schlug sie mich, dann gab es, ja, dann gab es genug. Auch essen gab es noch. Wirklich! Milch und Brot. In ruhigen Verhältnissen hätte ich ja viel mehr gegessen, aber so war ich bald satt. Es ging nicht, denn ich schnuckte noch immer. Als ich aufstand und gehen wollte, zog Mama mir noch die Bluse und den Kragen zurecht und sagte: Paß auf, was du weiterhin sagst! Ich weinte los und ging zur Schule. Selbstverständlich hütete ich mich in der Schule, um weniger zu erzählen. Mit der Zeit zog ich es aber vor, der Mama nicht alles zu erzählen.
Das ist die Frühlingszeit.
Da wird das Herz so wunderbar
durch die Natur erfreut...
Christkind lieb,Alle abgeschriebene Wünsche, Gedichte und die einzelnen Deklamationsrollen verteilte der Lehrer nach seinem Gutdenken. Die Schüler begannen das Erhaltene zu lernen. Der Lehrer stellte für den Heiligen Abend das Programm auf. Die Schüler durften den Eltern wohl sagen, daß sie in der Schule sich schon vorbereiteten, aber was für Wünsche und Gedichte wir lernten, sollten wir vor den Eltern verheimlichen. Dieses Geheimnis machte uns auch schon eine gewisse Freude. Diese Aufgabe durften die Eltern nicht kontrollieren. Das tat der Lehrer in der Schule. So gab es in der Vorbereitungszeit keine Hausaufgaben. Sobald wir unsere Gedichte auswendig konnten, begannen wir vorzutragen, wie wir es am Heiligen Abend machen wollten.
komm und gib.
Gib was fehlt,
nimm was quält.
Schenk uns heut
Freudigkeit, damit wir
danken dir. Amen
Nach diesem Lied wurde vom Lehrer die Weihnachtsgeschichte über Christi Geburt vorgelesen. Dann trat Onkel Unruh vor und fragte die Schüler, ob wir nicht den Weihnachtsbaum anzünden wollen. Nach unserem lauten "Ja" zündeten der Lehrer und Onkel Unruh alle Kerzenlichter am Weihnachtsbaum an. Es wurde wirklich hell im ganzen Schulsaal, brannten doch ungefähr 40 - 50 Kerzen. Sogar die große Lampe wurde runtergedreht. Dann sangen die Schüler das Lied:1.Lobt Gott, ihr Christen allzugleich, In seinem höchsten Thron. Der heut schließt auf sein Himmelreich Und schenkt uns seinen Sohn. 2.Er kommt aus seines Vaters Schoß Und wird ein Kindlein klein. Er liegt dort elend, nackt und bloß In einem Krippelein. 3.Er wird ein Knecht und ich ein Herr. Das mag ein Wechsel sein! Wie könnt es doch sein freundlicher, Das Herzensjesulein. 4.Heut schließt er wider auf die Tür Zum schönen Paradies. Der Cherub steht nicht mehr dafür: Gott sei Lob, Ehr und Preis!
Nun wurden auf der Bühne Deklamationen und Gedichte vorgetragen, ganz nach dem aufgestellten Programm des Lehrers. Inzwischen wurden auch Lieder gesungen. Wenn dann erst das Programm zu ende war, -oh, dann kam für alle Schüler und Kinder das Allerwichtigste. Jetzt wurden die Tüten, die in den Körben unter dem Weihnachtsbaum zugedeckt mit einem weißen Leinentuch lagen, verteilt. Der Lehrer und Onkel Unruh waren wieder fleißig bei dieser Sache. Auch die Kerzen fingen an eine nach der anderen zu erlöschen. Damit endete der schöne Weihnachtsabend. Und fröhlich fuhren alle wieder nach Hause.1.Welchen Jubel, welche Freude Bringt die liebe Weihnachtszeit! Fröhlich sieht man alle Leute In der ganzen Christenheit! 2.Wieder strahlt im Glanz der Kerzen Funkelnd uns der Weihnachtsbaum. Und es fassen unsre Herzen All die Herrlichkeiten kaum. 3.Doch nur kurz sind solche Freuden, Bald verlöscht der Kerzen Licht. Jesus kann allein bereiten Freuden, die vergehen nicht. Chor: Ehr sei Gott, so laßt erschallen. Und Fried auf Erden Menschen Wohlgefallen! Euch ist ja der Heiland geboren, Der Herr in der Davidsstadt!
Kann nicht schreiben, kann nicht lesen,Es gab ein rechtes Lachen bei den Gästen. Einer sagte sogar: "O, der Junge macht noch Spaß, demnach ist er nicht ganz verfroren".
bringe schleppend einen Besen,
auch ein Rollholz schön und nett,
dazu auch ein Nudelbrett...
Wenn so ein Glück mit all den Pferden,So ging es aber auch unsrem Papa, und doch, die Hände in den Schoß fallen lassen, ging aber auch nicht, denn dazu war die Familie zu groß, daher mußte wieder frisch Mut gefasst werden und wie man zu sagen pflegt, in die Hände gespuckt und nur vorwärts, vorwärts. Alle, alle mußten wir schaffen um die ganze Wirtschaft zu unterhalten und trotz allen Beschwerden und Widerwärtigkeiten hielten wir die Wirtschaft doch aufrecht. Wir hielten mit allen Bauern gleichen Schritt.
dann muß man endlich mutlos werden.