Podolsk

von Nikolaj Tissen

Dorfplan
Liste der Verschollenen
Entstehung und Entwicklung bis 1960
Das Dorf Podolsk wurde in den Jahren von 1890 bis 1919 erbaut. Es war eins von 12 Dörfern, die im Gründungsjahr der Ansiedlung Neu Samara entstanden. Es bestand zu Beginn aus 44 Wirtschaften. Einige Familien dachten an die Zukunft: Sie kauften bei der Dorfgründung gleich zwei oder sogar drei Wirtschaften. Diese konnten sie ihren Kindern überlassen, sollten sie einmal eine eigene Familie gründen.
1941 begann auch für Podolsk der Krieg. Die Deutschen Mennoniten mussten nicht an die Front, jedoch mussten sie das Militär durch sonstige harte Arbeit unterstützen. Alle Einwohner befanden sich in der Kriegszeit unter der Kommandanturaufsicht. Da sie auch keine Personalausweise hatten, konnten sie nicht verreisen.
Im März 1942 wurden die Männer von 16 bis 55 Jahre - allein aus Podolsk kamen 51 Personen - in die Trudarmee (Arbeitsdienst) eingezogen. Sie wurden nach Tscheljabinsk und Perm in die Kohlengruben gebracht. Zehn von ihnen kamen nicht mehr zurück. Im November 1942 wurde angeordnet, dass auch die Frauen - von 16 bis 50 Jahren - mit wenigen Ausnahmen zum Arbeitsdienst mussten. Die insgesamt 48 Frauen kamen nach Jaschkino.
1950 bis 1960 wurden in Podolsk viele neue Häuser gebaut. Dazu wurde von jeder Wirtschaft mit 1,5 Hektar, 0,5 Hektar für den Bau neuer Häuser abgetrennt.

Geographie
Podolsk breitet sich in Ost-West-Richtung entlang der Dorfstrasse aus. Zu der alten Hauptstrasse sind bis heute zwei Strassen dazugekommen: Die Jubiläums-Straße an der Nordseite des Dorfes und Druschba-Strasse an der Südseite. Die Schule und der Friedhof befinden sich auf der Südseite der Hauptstrasse. Nördlich der Hauptstrasse steht (oder stand ?) eine dreistöckige Mühle. Die Hauptstrasse verbindet das Dorf nach Osten hin mit Krassikowo und Rawnopol, nach Westen hin mit Lugowsk und Pleschanowo. Durch die florierende Baukonjunktur nach dem 2. Weltkrieg wuchs das Dorf so stark, das es im Westen praktisch mit dem Dorf Lugowsk zusammenwuchs. Hierdurch entstand eine ungefähr fünf Kilometer lange Zentralstrasse.

Geschäfte
Das erste Geschäft wurde in der Sommerstube von Heinrich Unruh eingerichtet. Das Geschäft wurde von wurde von Kornelius Regehr geführt. Regehr vergrößerte das Geschäft und verkaufte es 1908 an H. Warkentin. Heinrich Regehr baute nach 1908 am westlichen Ende des Dorfes eine Hochmühle die später abgebrochen wurde um in eine Wäscherei eingerichtet zu werden.

Kirche
Im Jahre 1899 wurde Johann Warkentin zum Prediger ordiniert. Er hatte das Amt mindestens bis 1911 inne. Weitere Prediger, wahrscheinlich ab den zwanziger Jahren waren die Brüder Johann und Peter Neufeld. Beide sind später verschollen. Nach dem Krieg wurde die Glaubensverfolgungen merklich gelockert; in den fünfziger Jahren jedoch nahmen die Maßnahmen gegen den Glauben wieder verstärkt zu. Nach vorangegangenen starken Verfolgungen wurden die Gottesdienstfeiern seit 1965 trotz aller Geldstrafen und sonstigen Bedrängnissen nicht mehr gestört. Es konnten feste Leitungen für die Gemeinde gewählt werden. In den siebziger Jahren wurde Abram Thiessen zum Gemeindeleiter gewählt.
Zu den sonntäglichen Gottesdiensten fuhren die Bewohner ins Nachbardorf Lugowsk. In den siebziger Jahren bekam die Gemeinde auch die Genehmigung ein neues Gebetshaus zu bauen.

Schule
Lehrer G. Töws wanderte zwischen 1924 und 1926 aus der Ansiedlung aus.
Die Grundschule konnten die Bewohner im eigenen Dorf besuchen; die weiterführende Schule befand sich im Nachbardorf Lugowsk.

Entwicklung der Einwohnerzahlen
27 Familien siedelten bei der Dorfgründung in Podolsk an.
50 Jahre nach der Ansiedlung lebten in Podolsk 77 Familien mit insgesamt 358 Personen.

In den Jahren 1937 - 1938  wurden Prediger und viele sogenannten "Volksfeinde" verhaftet. 25 Männer waren betroffen:

Warkentin, Johann
Neufeld, Johann Neufeld, Peter Tessmann, Johann
Tessmann, Peter
Tessmann, Daniel Harder, Abraham Janzen, Abraham
Lammert, Johann Walde, Jakob Spenst, Johann Spenst, Gerhard
Neufeld, Jakob Wiens, Jakob Martens, Abraham Hiebert, Johann
Warkentin, Johann Janz, Abraham Wall, Jakob Tessmann, David
Grewe, David Gossen, Jakob Götz, Jakob Tießen, Heinrich
Tießen, Heinrich Jakob



Während des Zweiten Weltkriegs wurden 51 Männer aus Podolsk zum Arbeitsdienst (Trudarmee) verpflichtet:

Nickel, Johann Isaak, Johann Warkentin, Jakob Tessmann, Abraham
Nickel, Peter Isaak, Abraham Gossen, Heinrich Unruh, Johann
Plett, Gerhard Janzen, Johann Warkentin, Gerhard Harder, Abraham
Balzer, Wilhelm Dück, Jakob Neufeld, Peter Dück, Heinrich
Balzer, Jakob Dück, Johann Tießen, Jakob Dück, Jakob
Harder, Heinrich Janzen, Abraham Tießen, Johann Kröcker, Jakob
Isaak, Abram Unruh, Peter Janzen, Abraham Götz, Jakob
Janzen, Heinrich Lammert, David Janzen, Jakob Heinrichs, Peter
Franz, Peter Dyck, Kornelius Tessmann, Daniel Friesen, Jakob
Franz Peter Dück, Heinrich Friesen, Jakob Tießen, Peter
Neufeld, Johann Gossen, Erich Lammert, Franz Kröcker, Johann
Neufeld, Abraham Neufeld, Peter Berg, Nikolai Götz, Abraham
Heinrichs, Kornelius Dück, Kornelius Franz, Wilhelm

Zusätzlich zu den Männern kamen auch noch 48 Frauen zum Arbeitsdienst:

Tessmann, Sara Dyck, Kathrin Balzer, Aganeta Janzen, Helena
Wiebe, Helena Dyck, Katharina Götz, Sara Warkentin, Anna
Tessman, Agnes Unruh, Aganeta Koop, Olga Tiessen, Maria
Tessman, Margareta Unruh, Elisabeth Janzen, Katharina Dyck, Anna
Janzen, Sara Warkentin, Justina Barg, Agnes Tiessen, Katharina
Wedel, Käthe Janzen, Frieda Friesen, Maria Tiessen, Anna
Wedel, Frieda Janzen, Margareta Dyck, Lydia Heinrichs, Katja
Wedel, Margareta Friesen, Maria Dück, Susana Barg, Maria
Janzen, Maria Spenst, Maria Tiessen, Katharina Friesen, Katja
Janzen, Liesa Martens, Olga Rempel, Lina Dyck, Marichen
Janzen, Agata Kröcker, Helena Grewe, Margarita Tiessen, Agata
Franz, Anna Löwen, Maria Hiebert, Katharina

(Die Namen sind zusammen mit der Schreibweise aus dem "Neu Samara" Buch übernommen. Bei "Dyck, Marichen" z.B. stand im Ausweis bestimmt nicht Marichen, sondern Maria.)

Einhundert Jahre nach der Ansiedlung wohnten in Podolsk
- Auf der Zentral-Straße     170 Familien
- Auf der Jubiläums-Straße     48 Familien
- Auf der Druschba-Straße     48 Familien
Insgesamt waren das 266 Familien; dies entsprach ungefähr 970 Einwohner. 208 dieser Familien waren deutsch und 58 russischer Abstammung oder Mischlinge.

Im Zuge der Öffnungspolitik Gorbatschows wurde die Ausreise aus Russland stark erleichtert. Dadurch kam Ende der achtziger und in den neunziger Jahren eine starke Auswanderungswelle ins Rollen: Von 1988 bis 1997 verließen 192 deutsche und 20 Familien mit gemischten Ehen das Dorf:

1988
2 Familien
1989
34 Familien
1990
57 Familien
1991 30 Familien
1992 22 Familien
1993 21 Familien
1994 13 Familien
1995 3 Familien
1996 5 Familien
1997 1 Familie

Verwaltung
Dorfschulzen waren:
  1. Reinhard Hübert
  2. Wilhelm Franz
  3. Jakob Koop
In Podolsk war später der Sitz eines der drei Selsowjets der Ansiedlung.