Entstehung
und Entwicklung bis 1960
Das Dorf Podolsk wurde in den Jahren von 1890 bis 1919 erbaut. Es war
eins von 12 Dörfern, die im Gründungsjahr der Ansiedlung Neu
Samara entstanden. Es bestand zu Beginn aus 44 Wirtschaften. Einige
Familien dachten an die Zukunft: Sie kauften bei der Dorfgründung
gleich zwei oder sogar drei Wirtschaften. Diese konnten sie ihren
Kindern überlassen, sollten sie einmal eine eigene Familie
gründen.
1941 begann auch für Podolsk der Krieg. Die Deutschen Mennoniten
mussten nicht an die Front, jedoch mussten sie das Militär durch
sonstige harte Arbeit unterstützen. Alle Einwohner befanden sich
in der Kriegszeit unter der Kommandanturaufsicht. Da sie auch keine
Personalausweise hatten, konnten sie nicht verreisen.
Im März 1942 wurden die Männer von 16 bis 55 Jahre - allein
aus Podolsk kamen 51 Personen - in die Trudarmee (Arbeitsdienst)
eingezogen. Sie wurden nach Tscheljabinsk und Perm in die Kohlengruben
gebracht. Zehn von ihnen kamen nicht mehr zurück. Im November 1942
wurde angeordnet, dass auch die Frauen - von 16 bis 50 Jahren - mit
wenigen Ausnahmen zum Arbeitsdienst mussten. Die insgesamt 48 Frauen
kamen nach Jaschkino.
1950 bis 1960 wurden in Podolsk viele neue Häuser gebaut. Dazu
wurde von jeder Wirtschaft mit 1,5 Hektar, 0,5 Hektar für den Bau
neuer Häuser abgetrennt.
Geographie
Podolsk breitet sich in Ost-West-Richtung entlang der Dorfstrasse aus.
Zu der alten Hauptstrasse sind bis heute zwei Strassen dazugekommen:
Die Jubiläums-Straße an der Nordseite des Dorfes und
Druschba-Strasse an der Südseite. Die Schule und der Friedhof
befinden sich auf der Südseite der Hauptstrasse. Nördlich der
Hauptstrasse steht (oder stand ?) eine dreistöckige Mühle.
Die Hauptstrasse verbindet das Dorf nach Osten hin mit Krassikowo und
Rawnopol, nach Westen hin mit Lugowsk und Pleschanowo. Durch die
florierende Baukonjunktur nach dem 2. Weltkrieg wuchs das Dorf so
stark, das es im Westen praktisch mit dem Dorf Lugowsk zusammenwuchs.
Hierdurch entstand eine ungefähr fünf Kilometer lange
Zentralstrasse.
Geschäfte
Das erste Geschäft wurde in der Sommerstube von Heinrich Unruh
eingerichtet. Das Geschäft wurde von wurde von Kornelius Regehr
geführt. Regehr vergrößerte das Geschäft und
verkaufte es 1908 an H. Warkentin. Heinrich Regehr baute nach 1908 am
westlichen Ende des Dorfes eine Hochmühle die später
abgebrochen wurde um in eine Wäscherei eingerichtet zu werden.
Kirche
Im Jahre 1899 wurde Johann Warkentin zum Prediger ordiniert. Er hatte
das Amt mindestens bis 1911 inne. Weitere Prediger, wahrscheinlich ab
den zwanziger Jahren waren die Brüder Johann und Peter Neufeld.
Beide sind später verschollen. Nach dem Krieg wurde die
Glaubensverfolgungen merklich gelockert; in den fünfziger Jahren
jedoch nahmen die Maßnahmen gegen den Glauben wieder
verstärkt zu. Nach vorangegangenen starken Verfolgungen wurden die
Gottesdienstfeiern seit 1965 trotz aller Geldstrafen und sonstigen
Bedrängnissen nicht mehr gestört. Es konnten feste Leitungen
für die Gemeinde gewählt werden. In den siebziger Jahren
wurde Abram Thiessen zum Gemeindeleiter gewählt.
Zu den sonntäglichen Gottesdiensten fuhren die Bewohner ins
Nachbardorf Lugowsk. In den siebziger Jahren bekam die Gemeinde auch
die Genehmigung ein neues Gebetshaus zu bauen.
Schule
Lehrer G. Töws wanderte zwischen 1924 und 1926 aus der Ansiedlung
aus.
Die Grundschule konnten die Bewohner im eigenen Dorf besuchen; die
weiterführende Schule befand sich im Nachbardorf Lugowsk.
Entwicklung der Einwohnerzahlen
27 Familien siedelten bei der Dorfgründung in Podolsk an.
50 Jahre nach der Ansiedlung lebten in Podolsk 77 Familien mit
insgesamt 358 Personen.
In den Jahren 1937 - 1938 wurden Prediger und viele sogenannten
"Volksfeinde" verhaftet. 25 Männer waren betroffen:
Warkentin, Johann
|
Neufeld, Johann |
Neufeld, Peter |
Tessmann, Johann |
Tessmann, Peter
|
Tessmann, Daniel |
Harder, Abraham |
Janzen, Abraham |
Lammert, Johann |
Walde, Jakob |
Spenst, Johann |
Spenst, Gerhard |
Neufeld, Jakob |
Wiens, Jakob |
Martens, Abraham |
Hiebert, Johann |
Warkentin, Johann |
Janz, Abraham |
Wall, Jakob |
Tessmann, David |
Grewe, David |
Gossen, Jakob |
Götz, Jakob |
Tießen, Heinrich |
Tießen, Heinrich
Jakob |
|
|
|
Während des Zweiten Weltkriegs wurden 51 Männer aus Podolsk
zum Arbeitsdienst (Trudarmee) verpflichtet:
Nickel, Johann |
Isaak, Johann |
Warkentin, Jakob |
Tessmann, Abraham |
Nickel, Peter |
Isaak, Abraham |
Gossen, Heinrich |
Unruh, Johann |
Plett, Gerhard |
Janzen, Johann |
Warkentin, Gerhard |
Harder, Abraham |
Balzer, Wilhelm |
Dück, Jakob |
Neufeld, Peter |
Dück, Heinrich |
Balzer, Jakob |
Dück, Johann |
Tießen, Jakob |
Dück, Jakob |
Harder, Heinrich |
Janzen, Abraham |
Tießen, Johann |
Kröcker, Jakob |
Isaak, Abram |
Unruh, Peter |
Janzen, Abraham |
Götz, Jakob |
Janzen, Heinrich |
Lammert, David |
Janzen, Jakob |
Heinrichs, Peter |
Franz, Peter |
Dyck, Kornelius |
Tessmann, Daniel |
Friesen, Jakob |
Franz Peter |
Dück, Heinrich |
Friesen, Jakob |
Tießen, Peter |
Neufeld, Johann |
Gossen, Erich |
Lammert, Franz |
Kröcker, Johann |
Neufeld, Abraham |
Neufeld, Peter |
Berg, Nikolai |
Götz, Abraham |
Heinrichs, Kornelius |
Dück, Kornelius |
Franz, Wilhelm |
|
Zusätzlich zu den Männern kamen auch noch 48 Frauen zum
Arbeitsdienst:
Tessmann, Sara |
Dyck, Kathrin |
Balzer, Aganeta |
Janzen, Helena |
Wiebe, Helena |
Dyck, Katharina |
Götz, Sara |
Warkentin, Anna |
Tessman, Agnes |
Unruh, Aganeta |
Koop, Olga |
Tiessen, Maria |
Tessman, Margareta |
Unruh, Elisabeth |
Janzen, Katharina |
Dyck, Anna |
Janzen, Sara |
Warkentin, Justina |
Barg, Agnes |
Tiessen, Katharina |
Wedel, Käthe |
Janzen, Frieda |
Friesen, Maria |
Tiessen, Anna |
Wedel, Frieda |
Janzen, Margareta |
Dyck, Lydia |
Heinrichs, Katja |
Wedel, Margareta |
Friesen, Maria |
Dück, Susana |
Barg, Maria |
Janzen, Maria |
Spenst, Maria |
Tiessen, Katharina |
Friesen, Katja |
Janzen, Liesa |
Martens, Olga |
Rempel, Lina |
Dyck, Marichen |
Janzen, Agata |
Kröcker, Helena |
Grewe, Margarita |
Tiessen, Agata |
Franz, Anna |
Löwen, Maria |
Hiebert, Katharina |
|
(Die Namen sind zusammen mit der
Schreibweise aus dem "Neu Samara" Buch übernommen. Bei "Dyck,
Marichen" z.B. stand im Ausweis bestimmt nicht Marichen, sondern Maria.)
Einhundert Jahre nach der Ansiedlung wohnten in Podolsk
- Auf der Zentral-Straße 170 Familien
- Auf der Jubiläums-Straße 48 Familien
- Auf der Druschba-Straße 48 Familien
Insgesamt waren das 266 Familien; dies entsprach ungefähr 970
Einwohner. 208 dieser Familien waren deutsch und 58 russischer
Abstammung oder Mischlinge.
Im Zuge der Öffnungspolitik Gorbatschows wurde die Ausreise aus
Russland stark erleichtert. Dadurch kam Ende der achtziger und in den
neunziger Jahren eine starke Auswanderungswelle ins Rollen: Von 1988
bis 1997 verließen 192 deutsche und 20 Familien mit gemischten
Ehen das Dorf:
1988
|
2
Familien
|
1989
|
34
Familien |
1990
|
57
Familien |
1991 |
30
Familien |
1992 |
22
Familien |
1993 |
21
Familien |
1994 |
13
Familien |
1995 |
3
Familien |
1996 |
5
Familien |
1997 |
1
Familie |
Verwaltung
Dorfschulzen waren:
- Reinhard Hübert
- Wilhelm Franz
- Jakob Koop
In Podolsk war später der Sitz eines der drei Selsowjets der
Ansiedlung.