Annenskoj war das mit Abstand
kleinste und einwohnerärmste Dorf der Ansiedlung. Besonders
bedeutend war für das Dorf die nahe Lage am Fluss Tock. Im Fluss
wurde gebadet, geschwommen und im Winter Schlittschuhe gelaufen. Es
bestand aus 15 Wirtschaften und 750 Desjatinen. Zur Zeit der
Kollektivierung bestand das Dorf aus 29 Bauernwirtschaften. Im Jahre
1908 kamen 17 Familien aus der Familie nach Annenskoj. 1930 wurde, wie
auch in den anderen Dörfern die Kollektivierung durchgeführt.
Annenskoj wurde der neugegründeten Kolchose "Tock", deren erster
Vorsitzender Kornelius Wiens war, zugewiesen. Neun Monate nach
Kriegsanfang, am 20. März 1942 wurden 19 Männer im Alter von
16 bis 55 Jahren für die Trudarmee (Arbeitsdienst) mobilisiert. Am
06.November erfolgte dann die zweite Mobilisierung von der alle
übriggebliebenen Männer ab 15 Jahren betroffen waren; am 12.
November folgten alle Frauen von 16 bis 50 Jahren. Sie wurden nach Orsk
in die Trudarmee gebracht. Im Dorf bleiben nur alte, schwache Menschen
und Kinder. Ende kamen viele Flüchtlinge aus Weissrusland und
Leningrad ins Dorf; sie mußten alle untergebracht werden. 1950/51
wurden die Kolchosen vergrößert: Die Kolchose Annenskoj
wurde mit der Kolchose Bogomasow zusammengeschlossen. In der Folge
wurden das Vieh und die landwirtschaftlichen Geräte nach Bogomasow
verlagert. Hierdurch wurden viele arbeitslos und mußten sich
deshalb in anderen Dörfern Arbeit suchen. Annenskoj wurde 1956,
wie auch Kamenez, ausgesiedelt. Es hatte 48 Jahre Bestand gehabt. Heute
sind von dem Dorf keine Spuren mehr zu sehen, da alle Gebäude
abgetragen wurden.
Kirche
Peter Fast der Vater von Willi und Johann Fast leitete ab 1911 den
Sängerchor der Mennoniten-B.G. in Donskoj bis zur Schließung
des Gemeindehauses; er war musikalisch sehr begabt. Außerdem war
er auch Jugendsängerchorleiter in Bogomasow.
Gerhard Voth war zeitweise Prediger im Dorf.
Schule
Der Schulunterricht wurde zu Beginn für eine kurze Zeit von Willy
Fast bei sich Zuhause geführt. Er starb mit 18 Jahren an Typhus.
Nachfolger als Lehrer von Willi Fast war Peter Görtz. Bis zum
Zweiten Weltkrieg waren Johann Bergen, Johann Isaak, Peter Rogalski und
Jakob Stobbe Schullehrer. Von 1941 bis 1955 war Anna Stobbe Lehrerin in
Annenskoj. 1955 wurde die Schule aufgelöst, da alle Einwohner in
andere Dörfer zogen. Da Annenskoj nur ein kleines Dorf war, hatte
die Schule auch entsprechend wenig Schüler. Im Durchschnitt waren
es 12 bis 14 Kinder, so das nur ein Lehrer für alle Klasse
ausreichte. Erst im Jahre 1934 wurde in Annenskoj eine Schule gebaut.
Im gleichen Jahr entstand in Lugowsk eine Zentralschule die bis zur
zehnten Klasse führte. Wollte man über die Grundschule hinaus
lernen mußte man eine Strecke von 15 Kilometern nach Lugowsk
überwinden. In den Jahren 1938 und 1939 wurde der Unterricht in
deutscher Sprache erteilt; danach war Russisch die Schulsprache.
Deutsch wurde nur als Fremdsprache unterrichtet.
Die allerersten Ansiedler waren:
Funk, Johann |
Warkentin |
Friesen, K. |
Giesbrecht |
Matties |
Friesen, H. |
Görtz, P. |
Moor, G. |
Baumann |
Voth, G. |
Löwen |
Reimer, H. |
Funk, A. |
Dück, A. |
Tiessen |
Reger |
Etwas später kamen folgende
dazu:
Wesner, G.
|
Richert, P.
|
Janzen, J.
|
Hins, S.
|
Fast, H.
|
Annenskoj hatte nach der Dorfgründung 93 Einwohner.
Bekannte Einwohner:
- Peter Fast, er organisierte ein Jugendchor in Bogomasow und
war zeitweise Gemeindechordirigent in Donskoj
- Peter Goertz war Gemeindeleiter in Donskoj bis er 1924 nach
Kanada auswanderte. Er hatte zwei Jahre an der Berliner
Allianzbibelschule studiert.
- Jakob Warkentin war Gemeindemitarbeiter in Donskoj
- Johannes Hein wohnte mit seiner zweiten Frau und neun
Kindern seit 1934 in Annenskoj
- Heinrich Reimer, wohlhabender Landwirt mit über 5000
Desjatinen Land
- Johann Fast, Bruder von Willy, Maria, Nikolaj und Heinrich
Fast. Johann machte ein Ausbildung zum Lehrer. Nikolaj, Johann und ihr
Vater Peter Fast wurden am 15.09.1937 erschossen
- Jakob Voth, Johann Hinz, Johann Neufeld, Willy Stobbe und
Jakob Janzen wurden 1941 in den Militärdienst eingezogen. Jakob
Janzen ist spurlos verschollen
- Am 22. Juni 1941 feierten Jakob Hein und Margarita Neufeld
ihre Hochzeit